Da die weltweite Nachfrage nach Flugreisen weiter wächst, ist es umso wichtiger, das Fliegen in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen. Der Luftverkehr hat einen Anteil von 3,06 Prozent an den weltweiten CO₂-Emissionen. Berücksichtigt man alle Klimaeffekte global, hat der Luftverkehr daran einen Anteil von rund fünf Prozent.
Die deutsche Luftverkehrswirtschaft möchte ihren Teil dazu beitragen, die geltenden Klimaschutzziele zu erreichen. Weil die Luftfahrt ein internationaler Verkehrsträger ist, ist es sinnvoll, dass Strategien und rechtliche Rahmenbedingungen für den Luftverkehr international Gültigkeit haben – auch im Bereich Klimaschutz. Zu diesen Zielen zählen bspw. das Pariser Klimaschutzabkommen, das weltweit gültige CO2-Bepreisungsinstrument CORSIA oder auch der europäische Emissionshandel.
Neben den gesetzten Zielen sollen verschiedene konkrete Maßnahmen dabei helfen, den Klimaschutz im Luftverkehr konkret voranzubringen. Hierbei unterscheidet man zwischen Instrumenten, die
Besonders wirkungsvoll sind die Maßnahmen, wenn sie ineinandergreifen. Das passiert aktuell auch bereits an vielen Stellen.
Moderne, effiziente Flugzeuge verbrauchen weniger Kerosin und emittieren dadurch weniger CO₂. Jede neue Flugzeuggeneration verbrennt rund 25 Prozent weniger Kerosin. Dadurch ist der Kerosinverbrauch pro Passagierkilometer in Deutschland seit 1990 um 43 Prozent gesunken. Größere Flugzeuge mit höherer Auslastung erfordern insgesamt weniger Flüge. Ein wesentlicher Anteil des Passagierwachstums kann also mit einer besseren Auslastung in einer optimierten Flottenstruktur aufgefangen werden. Vor allem im Kontinentalverkehr, wo die meisten Flüge durchgeführt werden, konnte durch eine optimierte Auslastung die Energieeffizienz pro Passagier stark verbessert werden.
Optimierte Flugrouten vermeiden Umwege, verkürzen durch effiziente Planung Strecken, verringern dadurch den Kerosinverbrauch und tragen so ebenfalls zu einer Senkung der Emissionen bei.
Nachhaltige Flugtreibstoffe (SAF) sind langfristig der entscheidende Hebel für CO₂-neutrales Fliegen. Weil sie sauberer als fossiles Kerosin verbrennen, leisten sie außerdem auch einen Beitrag zur Verringerung der Nicht-CO₂-Effekte im Luftverkehr. Bereits heute können Anteile von bis zu 50 Prozent SAF dem herkömmlichen Kerosin beigemischt werden. Anpassungen an der Infrastruktur, dem Flugzeug oder den Triebwerken sind für die Nutzung von SAF nicht nötig. Die Herausforderung: Bislang sind SAF noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar, um signifikante Anteile fossilen Kerosins zu ersetzen.
Damit das deutlich teurere SAF tatsächlich auf den Markt kommt, hat die EU ab 2025 steigende sogenannte Beimischungsquoten für nachhaltige Flugkraftstoffe beschlossen. Die Unternehmen, die Kraftstoff in Verkehr bringen – in der Regel sind das Mineralölkonzerne – sind dann dazu verpflichtet, dass ein bestimmter Anteil ihres verkauften Kraftstoffs SAF sein muss.
Die Luftverkehrsregelungen der EU gelten nur für EU-Staaten; der Luftverkehr findet aber international statt. Deshalb entstehen bei den jetzigen europäischen Regelungen klimapolitisch kontraproduktive Wettbewerbsverzerrungen:
So gelten die SAF-Quoten nur für Abflüge an EU-Flughäfen. Mit einem Umstieg an Luftverkehrsdrehkreuzen außerhalb der EU, z. B. in Istanbul, Dubai oder Doha, kann die teure Quote bei vielen Langstrecken umgangen werden. Dies hätte nur eine Verlagerung der CO₂-Emissionen in andere Weltregionen zur Folge (Carbon Leakage), würde dem Klima aber nicht nutzen und den deutschen Flughäfen und Airlines wirtschaftlich schaden.
Optimierte Flugrouten können dazu beitragen, die Nicht-CO₂-Effekte des Luftverkehrs zu verringern. Verkehrsflugzeuge fliegen in der Regel in Höhen zwischen zehn und zwölf Kilometern. Durch die Emissionen der Flugzeugtriebwerke können sich in diesen Höhen wetterabhängig Kondensstreifen bilden. Bleiben diese lange bestehen, können sie zu Zirruswolken heranwachsen und haben dann einen Einfluss auf das Klima. Wie genau Flugrouten ausgestaltet werden müssen, um diese Effekte zu vermeiden, wird aktuell in Forschungsprojekten untersucht.
Alternative Antriebe können langfristig betrachtet einen Beitrag zu mehr Klimaschutz im Luftverkehr leisten. Während batterieelektrische Lösungen wegen des hohen Gewichts der Batterien nur für kleinere Flugzeuge infrage kommen, gibt es aktuell konkrete Planungen für Wasserstoff-Flugzeuge.
Bis nachhaltige Flugtreibstoffe oder alternative Antriebe in dem Umfang verfügbar sind, wie es ein ambitionierter Klimaschutz erfordert, greifen andere Hebel als Zwischenlösung. Zu ihnen zählen:
Auf Kerosin, das auf internationalen Flügen verbraucht wird, darf nach international verbindlichen Vorgaben keine Steuer erhoben werden. Darum hat die Bundesregierung anstelle einer Kerosinsteuer 2011 bewusst die Luftverkehrsteuer eingeführt. Sie wird für alle in Deutschland startenden Reisen erhoben und orientiert sich an der Entfernung des Reiseziels. Anders als eine Kerosinsteuer wirkt die Luftverkehrsteuer dadurch im Wesentlichen wettbewerbsneutral.
Auch die Flughäfen senken durch verschiedene Maßnahmen ihren CO₂-Ausstoß. Die deutschen Flughäfen haben sich ein eigenes, ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2045 wollen sie klimaneutral sein. Zwischen 2010 und 2021 konnten die deutschen Flughäfen ihre CO₂-Emissionen bereits um 35 Prozent senken.
Eine Stärkung der Intermodalität insbesondere im innerdeutschen Verkehr ist ein weiterer Baustein für mehr Klimaschutz. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft arbeitet deshalb eng mit der Deutschen Bahn zusammen und versucht, wo möglich, mehr Reisende zum Umstieg auf die Schiene zu bewegen.